EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Greifenstein a.d.Donau

Geschichte:

Schon in der Karolingerzeit (9. Jh.) reichte der Besitz der Passauer Bischöfe bis zur strategisch bedeutsamen Talenge von Greifenstein. Nach der Besetzung durch die Ungarn wurde ihr Anspruch 985/991 bestätigt, Wehranlagen sind aber aus dieser Zeit nicht bekannt. Die Gründung der Burg könnte nach Büttner um 1100 erfolgt sein, urkundlich fassbar wird sie erstmals 1135. Sie wurde zunächst von Passauer Ministerialen, ab 1358 von Burgpflegern bewohnt, zeitweise auch von Hintersassen hochadeliger Familien. 1500 übersiedelt die Verwaltung nach Traismauer. Nach Wurster diente die Burg vom 14. bis ins 18. Jahrhundert als Gefängnis für die Passauer aber auch Wiener Diözese. Die Nicht- oder Mindernutzung führte zum langsamen Verfall. 1779 noch in relativ gutem Zustand, wurde der Bau 1797 durch den Landsturm zerstört. 1803 gelangte die Ruine an den Staat, 1807 an den Fst. Johann I. v. u. z. Liechtenstein, der den romantischen Wiederaufbau begann. 1918 folgten als Besitzer Hugo Kostenitz, 1927 Rittmeister Mautner, Mia Selkes Bielka und zuletzt der Gastronom Dr. Johannes Hübner.
Durch ihre Randlage am östlichen Ende der Passauer Besitzungen war die Burg oft in Kämpfe verstrickt, 1365 wurde sie nach einer Belagerung erobert, 1461 neuerlich erobert, 1477 von Matthias Corvinus besetzt, 1529 von den Türken zerstört. Noch im 17. Jahrhundert wurden Torzwinger angebaut, 1797 führte jedoch die Einquartierung des Landsturms zum weitgehenden Verfall. Nach der Säkularisierung des Passauer Besitzes wurde Greifenstein 1807 von Fst. Johann I. v. u. z. Liechtenstein erworben und romantisierend aufgebaut. Eine letzte größere Umgestaltung wurde nach 1960 im Rahmen des Panoramagasthauses durchgeführt.
(P.S.)

Bauentwicklung:

Von den mittelalterlichen Bauteilen ist einzig der Bergfried auf Grund des Vorkommens von Buckelquadern aus Ortsteine mit urkundlich überlieferten Baumaßnahmen um 1247 mit gewisser Wahrscheinlichkeit in Verbindung zu bringen. Ab 1807 erfolgte unter Fst. Johann v. u. z. Liechtenstein der historische Umbau der Burg.

Baubeschreibung:

Auf einem isolierten Felskopf liegt hoch über dem Fluss die topographisch bestens geschützte Burg. Um allerdings den kleinen, schmalen Felsen nutzen zu können, mussten vor allem talseitig tiefe Substruktionen in Kauf genommen werden, das Gehniveau wurde spiralenförmig um den Felsgipfel steigend angelegt.
Von den einstigen Burggebäuden hat sich nur das etwa 20 x 40 m große Areal der Kernburg gut erhalten, weitere zwei Torzwinger mit Stallungen sind aus Geländekanten, historischen Abbildungen sowie einer Beschreibung von 1723 zu erschließen. Vermutlich gab es an der Stelle des heutigen oberen Parkplatzes einen Halsgraben, der den Felskopf vom ansteigenden Hügelmassiv trennte.
Im Grundriss zeichnet sich in der Kernburg eine relativ homogene Hauptbauphase ab, die mit Ringmauer, Bergfried und Wohnbau bereits die klassischen Elemente einer mittelalterlichen Burg enthält. Der etwa 8 x 9 m große Bergfried mit bis zu 2 m starken Mauern ist keilförmig zum Angreifer (Bergseite) gerichtet und beschützt somit die dahinter versteckte Burg. Seine Ecken sind aus fein gearbeiteten Quadern aus örtlichem Sandstein gefügt, die über der ehemaligen Höhe der benachbarten Ringmauern vorstehende Buckel mit breitem Randschlag aufweisen. Aufgrund dieser Mauertechnik, die regional vor allem im 2. Viertel des 13. Jhs. nachweisbar ist, kann jedenfalls eine Entstehung im 13. Jahrhundert, wohl auch in Zusammenhang mit historisch überlieferten Bauarbeiten um 1247 angenommen werden. Der Turm besitzt heute vier Geschoße, von denen das oberste später aufgesetzt wurde. Das Erdgeschoß, das offenbar erst durch zwei romantisierende Durchbrüche des 19. Jahrhunderts zugänglich gemacht wurde, enthält ein bemerkenswertes Gurtbogengewölbe mit kleinem Angstloch zur Erschließung. Die spitzbogigen Gewölbekappen, in denen noch zahlreiche Schalbretter stecken, indizieren ein hohes Alter. Eine deutliche Baufuge in den breiter ansetzenden Kreuzgurten, Negative eines einst tieferen Gewölbes und nicht zu letzt der theatralisch roh versetzte Schlussstein weisen jedoch auf eine weitgehende Neuherstellung im 19. Jh. Das betrifft wohl auch die folgenden Geschoße, die flächig verputzt sind.
Auch von der ovalen Ringmauer haben sich wesentliche Teile erhalten. Sie bildet im Norden durch einen kleinen Rücksprung eine klassische Flankentoranlage. Das Spitzbogenportal dürfte erst im 19. Jahrhundert mit der darüber liegenden schrägen Wurfscharte geschützt worden sein. Das im Süden freiliegende Mauerwerk zeigt großformatige Quaderstrukturen, die wohl dem mittleren 13. Jh. zuzuordnen sind, exakt datierbare Baudetails fehlen, chronologisch muss sie aber mit bzw. nach dem Turm entstanden sein.
Im Zentrum der Burganlage befindet sich ein rechteckig abgearbeiteter Felskopf, der ebenerdig einen kleinen Felskeller enthält. Darüber dürfte der ehemalige Palas gelegen haben, von dem sich in der heutigen Bebauung durch deckenden Putz keine Reste erkennen lassen. Eine kleine Trifore aus Quadern ist jedenfalls dem 19. Jahrhundert zuzuordnen. Auch die angrenzende spitzbogig gewölbte Kapelle stammt aus dieser Zeit. Von der ursprünglichen Kapelle könnten jedoch gotische Maßwerkfragmente stammen, die im Bergfried gelagert werden.
Am westlichen Hof gruppieren sich kleinere Gebäude, die nach Klaar noch der Erstphase zugerechnet werden könnten. Die erkennbaren Baudetails deuten jedoch in die Spätgotik. Das im 19. Jahrhundert gestaltete Obergeschoß mit Rittersaal und Stuben übernimmt Baudetails und Wappen der erzbischöflichen Festung Hohensalzburg.
Der südliche Küchenbau mit Wendeltreppe dürfte ebenso wie die Gewölbe und die Stiege der Torhalle aus dem 17. Jahrhundert stammen. Vischer zeigt 1672 unterhalb der Kernburg noch ausgedehnte Wehrmauern mit Eckbastionen. Von ihnen haben sich heute nur breite Plateaus erhalten.
(P.S)