EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Solymár

Geschichte:

Das in der unmittelbarsten Nähe der spätmittelalterlichen Hauptstadt, nördlich von Buda liegende Gebiet erwarb 1355 die Aristokratenfamilie Lackfi, ihre hier erbaute Burg wurde zuerst 1390 urkundlich erwähnt. Zwischen 1397 und 1406 gehörte sie dem König, danach war im Besitz der Königin. Nach 1438 wechselten sich oft die Besitzer dieser machtpolitisch wichtigen Anlage, mehrere Mitglieder von hochadligen Familien, darunter der Rozgonyis und der Czudars, und später Johann Hunyadi besaßen sie für kürzere Zeitspannen. Vor 1455 schenkte die Burg König Ladislaus V. der Aristokratenfamilie Garai. Nach dem Tode des letzten Familienmitgliedes (1481) kam die Befestigung wieder in königliche Hände. Matthias Corvinus gab sie - zusammen mit weiteren Burgen des Königreiches - seinem unehelichen Sohn, Herzog Johannes weiter. Vor 1496 erwarb die Anlage von ihm Balázs Ráskay, durch Tausch wurde sie aber in diesem Jahr wieder königlicher Besitz. Nach Wladlislaw II. besaßen sie wieder Hochadligen, so die Podmaniczkys und Alexius Thurzó. Kurz vor der Schlacht bei Mohács erhielt die Burg der serbische Soldatenführer Pál Bakics, der sie – als Anhänger von Ferdinand von Habsburg - nur bis 1529 behalten konnte. 1531 schenkte König Johannes Szapolyai die Befestigung der Stadt Buda. Nach der Eroberung der Haupstadt durch die Osmanen (1541) verlier die Burg ihre militärische Bedeutung und sie wurde aufgelassen. Die Eroberer errichteten eine neue Palisadenfestung in der Nähe, direkt an der nach Wien führenden Landstraße, auf dem Gebiet der heutigen Ortschaft Pilisvörösvár. (I.F.)

Bauentwicklung:

Auf dem etwas lang gestreckten Burghügel befand sich ursprünglich eine Höhensiedlung der mittleren Bronzezeit, die aber wahrscheinlich unbefestigt war. Die an ihrer Stelle errichtete Burganlage des späten 14. Jhs bestand aus einer unregelmäßigen, länglich-ovalen Umfassungsmauer am Rande des 85x25 m großen Plateaus, sowie aus einem, sich an der Nordmauer anlehnenden, etwa 10x16 m großen Wohnbau. Die Toranlage wird etwas östlich von diesem Wohnbau vermutet, dort, wo der Auffahrtsweg auch heute noch die Linie der Burgenmauer erreicht. Die Datierung des Brunnens an der Südmauer ist unklar, auch das Vorhandensein von eventuellen frühen Nebengebäuden ist noch nicht direkt nachzuweisen. In den ersten Jahrzehnten des 15. Jhs, als die Burg im Besitz des Königs bzw. der Königin war, standen im Wohnbau glasierte Ofenkacheln, die dann nach etwa 1460 abgerissen wurden und ihre Reste in die zu dieser Zeit entstandenen dicken Auffüllungsschichten des früher niedrigeren westlichen und östlichen Hofgeländes kamen. Zur selben Zeit wurde an der Westseite des Wohnbaus ein etwa 12x8 m großer Kellerbau mit eigener Nordmauer errichtet, dessen einstiger Oberbau vielleicht aus Holz gefertigt wurde. Die Bauzeit des ursprünglich freistehenden quadratischen Turmes im Osten ist unklar, es ist anzunehmen, dass dieser Bau erst vom Ende des 15. oder Anfang des 16. Jhs stammt, als König Wladislaw II. die Anlage gründlich umbauen ließ. Die beiden parallelen Mauerzungen innerhalb der kurzen westlichen Burgmauer könnten auch auf einen turmartigen Bau aus dieser Zeit hinweisen. Der Umbau um 1500 traf vor allem den Wohnbau im Norden, die Funde bezeugen das einstige Vorhandensein von reich profilierten Türen und Fenstern der Frührenaissance, deren Form und Material mit den aus den königlichen Villen in Nyék stammenden Fragmenten übereinstimmt. Die noch kaum bekannten Nebenbauten an der Südmauer entlang stammen wahrscheinlich aus der letzten Periode der Burg, als auch der Ostteil der Anlage durch zwei, sich an die westlichen Turmecken anlehnenden Mauerzüge abgetrennt wurde. Dadurch entstand hier quasi eine Vorburg, die die Verteidigungsfähigkeit der Befestigung im frühen 16. Jh. steigern sollte. Die verfallenen Ruinen der aufgelassenen Burg wurden im 18. Jh von den schwäbischen Siedlern der in der Türkenzeit wüst gewordenen Siedlung gründlich abgetragen, so waren 1875 auf dem Hügelplateau schon keine Mauerreste mehr zu finden. (I.F.)

Baubeschreibung:

Die Burg wurde auf einem niedrigen - etwa 180 hohen - ovalförmigen Hügel errichtet, der aber als ein nordwestlicher Ausläufer des Budaer Gebirges, aus dem tiefen Tal der Solymárer Baches steil herausragt. Richtung Osten ist es durch einen tiefen Graben von dem sich hier anschließenden Terrain abgetrennt. Auch auf der Westseite erschwert ein kurzer Graben das Erreichen das Hügelplateau. Hier sind heute nur die 1-2 m hohen, zum Teil sanierten Mauerteile des quadratischen Turmes und der sich anknüpfenden inneren Trennungsmauer im Osten, sowie die etwas höher erhalten gebliebenen Bauteile des Kellergeschoßes des Wohnbaus in der Mitte aufzufinden. Im Westen befinden sich die jetzt nur teilweise ergrabene Fortsetzung des letzteren mit einem viel tieferen Kellerteil, sowie der Brunnen südlich davon. Auch die Fundamente der ovalen, 1,5 m breiten Umfassungsmauer – die 2006 bis Brüstungshöhe aufgemauert werden sollten – sind hier sichtbar. (I.F.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Die Freilegung so der bronzezeitlichen, wie auch der mittelalterlichen Objekte begann zwischen 1929 und 1934 der Amateurarchäologe A. Valkó, der auch die meisten, noch vorhandenen aufgehenden Mauerteile entdeckte. Ab 1972 bis 1977 führten K. Kozák und I. Feld systematische Sondierungsgrabungen auf dem ganzen Burgareal durch, um die Grundzüge der Disposition und der Baugeschichte feststellen zu können. Die Forschungen wurden dann 2001 von I. Feld weitergeführt und - im Zusammenhang mit der geplanten denkmalpflegerischen Präsentation der Burg - auf größeren Flächen 2005 fortgesetzt. Man konzentrierte besonders auf die Freilegung der Fundamente der Umfassungsmauer. Aus dem Fundmaterial sind vor allem die Küchen- und Tischkeramik des Spätmittelalters, die Kachelfragmente, unter den Metallfunden Waffen, Pferdegeschirr und Werkzeuge hervorzuheben. (I.F.)