EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Brühl

Geschichte:

Um seine Güter in der Köln-Bonner-Bucht abzurunden und zu verwalten, gründete der Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg (1167- 1191) einen Hof, um den sich die spätere Stadt Brühl entwickeln sollte. Um 1200 entstand mit dem benachbarten Wildpark der Ursprung des heutigen Schlossparks. Aufgrund der ständigen Auseinandersetzungen mit der Kölner Bürgerschaft wählte Erzbischof Engelbert II. von Falkenburg (1261-1274) Brühl ab 1263 zu seinem bevorzugten Aufenthaltsort. Sein Nachfolger Siegfried von Westerburg (1274-1297) verlieh dem Ort 1285 die Stadtrechte. Dieser Akt stand offenbar in engem Zusammenhang mit dem etwa gleichzeitigen Beginn der Errichtung der Landesburg, die den Kölner Erzbischöfen als Stützpunkt gegen die aufbegehrende Bürgerschaft der Stadt Köln dienen sollte. Nach der Niederlage in der Schlacht von Worringen 1288 und der endgültigen Verbannung der Erzbischöfe aus Köln nutzten diese wiederholt Burg Brühl als Residenz. Abgesehen von kleineren Beschädigungen und Umbauten bestand die mittelalterliche Burganlage nahezu unverändert bis zu ihrer Zerstörung im Jahr 1689 durch französische Truppen, die zu dieser Zeit die Gebiete Kurkölns besetzt hielten. Bevor die Besatzer sich vor den heranrückenden brandenburgischen und holländischen Truppen zurückzogen, sprengten diese neben den Wehranlagen auch die erzbischöfliche Burg in die Luft. Zwar plante bereits Kurfürst Joseph Clemens 1715 eine Wiedererrichtung der Ruine als neue Schlossanlage, jedoch scheiterte das Vorhaben mangels finanzieller Mittel. Erst unter seinem Neffen und Nachfolger Clemens August konnte 1725 mit dem Neubau des noch bestehenden Schlosses Augustusburg begonnen werden. Nachdem 1803 unter der Besatzung der französischen Revolutionstruppen die Güter der katholischen Kirche säkularisiert wurden, kam das Schloss schließlich 1815 in den Besitz des preußischen Königs. Friedrich Wilhelm IV. ließ die Anlage 1842 grundlegend renovieren und der Öffentlichkeit zur Besichtigung freigeben. Seit 1949 befindet sich die Schlossanlage im Eigentum des Landes NRW und wird für Staatsempfänge, Konzerte und Ausstellungen genutzt. (Hans-Jürgen Greggersen)

Bauentwicklung:

Etwa ab 1285 entstand der Ursprungsbau der erzbischöflichen Landesburg als vierflügelige, von einem Wassergraben umgebene Anlage. Die Bauarbeiten erstreckten sich unter Erzbischof Wikbold von Holte (1297-1304) bis zum Anfang des 14. Jahrhunderts. Bereits unter Erzbischof Walram von Jülich (1332-1349) erfuhr die Anlage eine umfangreiche Umgestaltung. Dabei wurde sowohl die Befestigung verstärkt als auch die Wohnräume erweitert. Aus dieser Baumaßnahme stammte auch der mächtige runde Eckturm im Nordwesten der Anlage. Im 16. Jahrhundert legte Kurfürst Salentin von Isenburg (1567-1577) sowohl auf der Hauptinsel als auch auf der im Westen gelegenen Vorburg kleinere Bastionsbefestigungen an. Mit der Sprengung durch die Truppen des französischen Königs Ludwig XIV. fand die mittelalterliche Anlage 1689 ihr Ende. Kurfürst Joseph Clemens plante die Errichtung eines barocken Neubaus unter Verwendung noch bestehender Teile der alten Burgruine. Dazu beauftragte er 1715 den Pariser Hofarchiteken Robert de Cotte, entsprechende Pläne zu entwerfen. Jedoch scheiterten die Baumaßnahmen. Erst unter seinem Nachfolger Clemens August (1723-1761) konnte der Schlossneubau verwirklicht werden. Zwischen 1725 und 1728 wurde der Rohbau des heutigen Schlosses Augustusburg nach den Plänen des westfälischen Baumeisters Johann Conrad Schlaun errichtet. Sowohl aus Kostengründen aber auch als Hinweis auf den traditionellen Wehrcharakter der ehemaligen Landesburg behielt Schlaun nicht nur die mittelalterliche Grundrissdisposition bei, sondern bezog auch älteres Mauerwerk in den Neubau ein. Bemerkenswert ist, dass der mächtige, runde Bergfried in den Neubau integriert wurde und um die Symmetrie zu wahren, ein entsprechendes Pendant auf der gegenüberliegenden Gebäudeecke erhielt. Nach der Entlassung Schlauns, 1728, übernahm der Münchener Hofarchitekt François Cuvilliés die Leitung der geänderten Bauplanung. Mit der Ausführung der neuen Pläne vor Ort beauftragte man den Bonner Hofarchitekten Michael Leveilly. Die wesentlichen Planänderungen sahen die Einebnung der Wassergräben rund um das Bauwerk sowie den Abbruch der beiden runden Flankentürme vor. Auch das Treppenhaus Schlauns wurde nach den Entwürfen Balthasar Neumanns ersetzt. Insgesamt dauerten die Bauarbeiten bis zum Jahr 1768. Unter der französischen Besatzung nach 1794 hatte vor allem die Innenausstattung von Schloss Augustusburg zu leiden. Unter preußischer Herrschafft fanden ab 1842 Instandsetzungsarbeiten statt. (Hans-Jürgen Greggersen)

Baubeschreibung:

Die Gestalt der mittelalterlichen Anlage lässt sich aus dem Bestand von überlieferten Resten des Fundaments und der Kellerräume als auch aus alten Ansichten der Burg und zeichnerischen Aufnahmen der Ruine zumindest in ihrer Grundstruktur rekonstruieren. Einen nahezu quadratischen Innenhof umschlossen auf drei Seiten aneinandergesetzte Gebäudeflügel, die Ostseite wurde durch eine Schildmauer begrenzt, in die ein rechtwinkeliger Turm integriert war. Im Zentrum des Hofes lag ein Brunnen. Die Zufahrt erfolgte über die Vorburg im Westen, von der eine Brücke den breiten Wassergraben überspannte. Durch ein turmgeschütztes doppeltes Tor erreichte man den Innenhof. Ein mächtiger, runder Bergfried an der nordwestlichen Außenecke der Burg überragte mit seinem hohen Kegeldach die gesamte Anlage. Ein weiterer Turm, der mit seinem rechtwinkeligen Grundriss über die Mauerflucht trat, erhob sich an der Südseite. Im Westtrakt befanden sich die Räume des Burggrafen, die Kapelle und darüber der große Saal. Die Wohnung des Kurfürsten lag im Südflügel der Anlage. Obwohl Teile der mittelalterlichen Burg in den barocken Neubau integriert wurden, lassen sie sich am heutigen Außenbau nicht mehr erkennen, sondern sind nur in den Kellerräumen sichtbar. Nach dem Umbau ab 1725 veranschaulicht die bestehende dreiflügelige Schlossanlage in seiner Pracht vor allem das Repräsentationsbedürfnis eines barocken Fürsten und Landesherren. Die dreistöckigen Trakte des verputzten Backsteinbaues umschließen einen nach Osten geöffneten Ehrenhof. Ein Risalit im Mittelflügel betont den zentralen Zugang zum Gebäude. Das dahinterliegende Vestibül führt zum außerordentlich prachtvoll gestalteten Treppenhaus Balthasar Neumanns. Die Südfassade, hinter der sich die Gemächer des Kurfürsten befanden, ist vor allem durch ihren Bau- und Skulpturenschmuck herausgehoben. Eine von Balustraden eingefasste Terrasse bildet über eine zweiläufige Treppe den Übergang zum symmetrisch angelegten Barockgarten, in den der mittelalterliche Wildpark aufgegangen ist. Im Westen schließen sich die langgestreckten, niedrigen Bauten der Orangerie an den zentralen Schlossflügel an. (Hans-Jürgen Greggersen)

Arch-Untersuchung/Funde:

Bei Ausschachtungen im Vorfeld geplanter Trockenlegungsarbeiten der nördlichen Grundmauern des Oratoriums von Schloss Augustusburg in Brühl fanden im Sommer 2000 archäologische Untersuchungen statt, die spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Befunde erbrachten. Von besonderem Interesse ist der Nachweis der spätmittelalterlichen Stadtmauer in diesem Bereich. (Jens Friedhoff)