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Ellerburg

Geschichte:

Das mindische Ministerialengeschlecht von Münch erscheint mit Henrikus Monachus 1241 erstmals in den Quellen und war anscheinend schon 1272 auf Ellerburg ansässig. 1397 war die Anlage nachweislich im Besitz der Familie von Münch.
1475 belagerten die Stadt und der Bischof von Osnabrück die Ellerburg, weil Hardeke Münch Albert von dem Bussche in der Stiftskirche zu Levern ermordet hatte (nach Stüwe). Die Fehde war 1484 noch nicht beendet. Die Söhne Hardekes, Statius und Hardecke von Münch teilten 1510 das väterliche Erbe, infolgedessen die Burg Benkhausen (siehe Benkhausen) entstand. Sie wurde zum Hauptsitz der jüngeren Linie. Trotzdem wurden 1536 die Brüder gemeinsam mit der Ellerburg belehnt. Mit Johann von Münch (gest. 1598) starb die ältere Linie des Rittergeschlechts aus. Die Ellerburg fiel an Hinrik von Münch zu Benkhausen und blieb bis zum Tode Johanns von Münch 1663 Eigentum der jüngeren Benkhausener Linie des Rittergeschlechts.
Zu den Rechten des Gutes Ellerburg gehörte die Holzgrafschaft in der Lübbecker Mark. Als Leibzucht wird der nahe gelegene Burgsitz Rummelsbruch (siehe Rummelsbruch) genannt.
1667 gehörte die Ellerburg Johanns Schwiegersohn Friedrich Mauritz von Ripperda, dessen Familie in Friesland ansässig war. Ripperda hatte Johanns Tochter Anna Lucia geheiratet. 1673 nahm General von Nagel mit Münsterschen Truppen die Ellerburg ein. Ein Streit der Witwe Anna Lucia mit Heinrich von Münch zu Benkhausen 1680-1683 betraf fünf Lehnshöfe zu Blasheim. Diese übertrug die mindische Regierung auf Gut Benkhausen, wo sie fortan blieben. 1754 verlangten die drei Töchter des Friedrich Nikolaus von Ripperda von ihrem Bruder Friedrich Wilhelm (1732-1807), Offizier in preußischen Diensten, das väterliche Erbe einschließlich der Ellerburg zu teilen. Der anschließende Prozess dauerte bis wenigstens bis 1764. In diesem Jahr erzielte das Gut einen Ertrag von 2.000 Talern und war für jährlich 1.800 Taler verpachtet. Ein 1766 geschlossener Vertrag über den Verkauf der Ellerburg an den Amtsrat Friedrich von Borries in Rahden kam nicht zustande. 1768 war Oberst von Ripperda Alleinbesitzer. Er trat das Gut 1797 an seine beiden Söhne ab. Ein Abkommen aus diesem Jahr enthielt bestimmte Regelungen über die Besitznachfolge, ebenso ein Vergleich 1805, wonach Ellerburg als Fideikommiss anzusehen sei. Auf dem Gut lasteten damals bereits Schulden und es musste seit 1823 zwangsvollstreckt werden. 1825 erwarb es die Familie von der Horst, wobei einer der Brüder den Verkauf anfocht und der Prozess sich bis 1828 hinzog. 1859 war Gut Ellerburg knapp 215 ha groß. Seit Ende des 20. Jhs. Gehört Haus Ellerburg der Stadt Espelkamp. (Andreas Kamm)

Bauentwicklung:

Die baulichen Ursprünge der Ellerburg reichen vermutlich bis in das 13. Jh. zurück. Der im Zuge einer Belagerung im Dreißigjährigen Krieg zerstörte Hauptturm stand auf der Ostseite der Burg. Von der Horst verweist auf einen Wappenstein von 1583 am kleinen Haus von Ellerburg, wonach Johann von Münch, 1581 bis 1598 Eigentümer der Anlage und seine erste Ehefrau, Elisabeth von Schlon gen. Gehle zu Hollwinkel (siehe Hollwinkel) bauliche Veränderungen am Gutshaus vornehmen ließ. 1650 zeugt ein anderer Wappenstein von einem Umbau der Ellerburg. Nach einem Kaufanschlag von 1796 bestand die Anlage aus einem massiven aus zwei Flügel mit zwei Etagen bestehenden herrschaftlichen Wohnhaus, das erst einige Jahre zuvor vom Oberst (Friedrich Wilhelm) von Ripperda fast neu erbaut sei. Im Frühjahr 1833 wurden die Wassergräben teils geräumt, teils zugeworfen und mit dem Ausbau des Herrenhauses begonnen sowie ein Flügel angebaut. Die Träger der Ellerburg beschlossen 2012, das seit Jahrzehnten dem Verfall preisgegebene Herrenhaus abzureißen, wobei evtl. noch die Grundmauern erhalten bleiben sollen. Die Tagespresse teilte im April 2012 einen Brand im Obergeschoss des leerstehenden Herrenhauses (vermutlich durch Brandstiftung) mit. (Andreas Kamm)

Baubeschreibung:

Über den Grundriss des überbauten, vermutlich hochmittelalterlichen Hauptsitzes der Ritterfamilie von Münch gibt das Urkataster Aufschluss. 1825 war die Anlage von einer breiten unregelmäßigen Gräfte umgeben. Die Burginsel zeigte damals eine ungefähr quadratische Form (West- und Nordwestseite leicht unregelmäßig). Die Zufahrt lag westlich. Die Anlage war anscheinend in einen schmaleren westlichen und breiteren östlichen Teil gegliedert. Im Westen stand westlich der Zufahrt ein kleineres Nebengebäude. Östlich, im Zentrum des östlichen Inselteils, lag das damals noch dreiflügelige Herrenhaus. Jüngere fotografische Aufnahmen zeigen noch den zweigeschossigen Nord-Südflügel einer ursprünglich regelmäßigen Dreiflügelanlage. Nord und Südflügel sind jeweils zweigeschossig angelegt, beide Fachwerkdachgeschosse haben westseitig Krüppelwalme. Vom mittleren, 1825 beide Flügel verbindenden Osttrakt ist gegenwärtig nur noch der nördliche Teil erhalten. An seiner Nordseite ein eingeschossiger Anbau mit westseitig abgewalmtem Pultdach. Wann der Rückbau des Mittelflügels erfolgte, ist nicht mitgeteilt. Aborterker, anscheinend auf der Ostseite des Osttrakt-Rests. Teilweise Fensterachsen, die Hofseite des Nordtrakts durch wenigstens zwei Portale erschlossen, das westliche segmentbogenförmig, das östliche mit etwas vorgezogenem Sturz (den Aufnahmen zu urteilen evtl. um 1800?). (Andreas Kamm)