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Schaumburg

Geschichte:

Die Stammburg der Grafen zu Holstein und Schaumburg wurde wahrscheinlich im frühen 12. Jh. durch die Grafen Adolf I. und Adolf II. errichtet. In Chroniken ist sie erstmals für das Jahr 1110 bezeugt, ihre erstmalige urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1119. 1242 werden sieben Burgmänner genannt. Die Burg wurde mehrere Male verpfändet. Der letzte Schaumburger Graf, der hier seine ständige Residenz besaß, war Graf Anton. Nach seinem Tod 1526 diente die Schaumburg seiner Witwe Anna noch bis 1553 als Witwensitz. Nachdem 1640 die Grafen im Mannesstamm ausstarben, kam die Burg 1647 an das Herzogtum Hessen-Kassel. Mit dessen Auflösung 1866 wurde sie preußisch. Kaiser Wilhelm II. schenkte sie schließlich 1907 den Fürsten zu Schaumburg-Lippe zum Geburtstag. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Eine Kapelle wurde erstmals 1221 bezeugt. Unter Graf Otto I. wurde die Burg um 1390 durch den Bau der Ringmauer um die untere Burg im Norden und die Errichtung des unteren Torturms ausgebaut. Der Palas in der Oberburg wurde 1521 auf den alten Fundamenten im Renaissancestil neu errichtet. 1637 wurden die ursprünglichen Toröffnungen des Bergfrieds zugemauert und die Zuwegung an ihm vorbei geführt. Nach der hessischen Verwaltungsreform von 1821 verödete die Burg und die Gebäude verfielen. 1907-1913 wurde die Burg unter der Leitung von Prof. Haupt aus Hannover wieder aufgebaut. Bis zum 1. Weltkrieg wurden vor allem die Gebäude der unteren Burg erneuert und der Bergfried auf der Oberburg auf eine Höhe von 30 m aufgemauert. Der Krieg verhinderte weitere Maßnahmen auf der Oberburg. 1945 wurden die Gebäude durch amerikanische Artillerie beschädigt. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Die älteste Burg lag auf dem oberen Plateau im Süden und umfasste ein Oval von 100 x 60 m Größe. Sie war durch eine 1,30 m starke Ringmauer und einen zum Teil in den Felsen gehauenen Graben mit nach außen vorgelagertem Wall befestigt. Nach den Ausgrabungsbefunden lehnten sich an die in opus spicatum-Technik ausgeführte Ringmauer mehrere Gebäude an. Im Osten besteht heute noch ein "Kühner Henke" oder Glockenturm" genannter Eckturm. Der 1911/12 wieder aufgeführte Bergfried deckte ursprünglich als Torturm den Aufgang zur Hauptburg. Zur mittelalterlichen Burg zählen auch die Keller des in seiner heutigen Form 1559 im Renaissancestil errichteten Palas. Das zweistöckige Gebäude nördlich des Palas könnte ebenfalls noch aus dem Mittelalter stammen. Unter dem östlichen Anbau an den Palas von 1963 wurden Teile eines unterkellerten Gebäudes entdeckt. Der Standort der hochmittelalterlichen Kapelle ist unbekannt, von ihr zeugen wahrscheinlich zwei bei Bauarbeiten gefundene Kapitellfragmente des letzten Viertel des 12. Jhs. Aus der Zeit der ersten Burgerweiterung nach Norden stammt wahrscheinlich ein langrechteckiges Gebäude. Die Südwestecke der Burgerweiterung wurde früher durch den Rundturm "Wittschrieber" gedeckt, der heute abgerissen ist. Im Süden stammt der Burggraben noch aus dem Mittelalter. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Ausgrabung 1953-56 durch Franz Engel.
Baubeobachtungen 1963.
Begehungen 1981 und 1986, Prospektion 1998 und 2008-10.